Interview mit P. J. Schreiber
Vielen Dank, dass du dich dazu bereiterklärst, deinen Leser*innen Rede und Antwort zu stehen Wie wäre es, wenn du dich für den Anfang einfach mal vorstellst?
Sehr gerne! Danke für die Möglichkeit. Ich bin Lena alias PJ Schreiber. Ich studiere Jura in Berlin, wo ich aktuell meinen Schwerpunkt in Völker- und Europarecht mache. Wenn ich wegen der Uni mal wieder durchdrehe, schreibe, zeichne oder singe ich und finde dann meistens einen neuen Grund zum Durchdrehen.
Du schreibst ja unter dem Pseudonym P. J. Schreiber. Hat das einen bestimmten Grund? Und haben die Initialen eine Bedeutung?
Tatsächlich ja, als ich in meiner Schulzeit richtig mit dem Schreiben angefangen habe, haben viele meinen Namen gegoogelt, nur um dann auf eine Autorin zu stoßen, die hautsächlich lesbische Erotikliteratur schreibt. Da ich Missverständnisse gerne vermeiden wollte, habe ich mich für ein Pseudonym entschieden 😀 Von der Bedeutung her stand das P ursprünglich für meinen zweiten Vornamen und das J für den Nachnamen meiner Mutter. Lustigerweise nenne ich mich auf Social Media aber auch seit einiger Zeit „Princess Jura“, was ebenfalls perfekt auf die Initialen passen würde.
Die klassischste aller Fragen muss natürlich auch gestellt werden. Wie bist du auf die Idee zu „Metamorphosis“ gekommen? Und ab wann wusstest du, dass es kein Einzelband werden kann? (ich erspare dir aber die Frage, woher du deine Ideen generell nimmst, das ist, wie ich finde, eine der nervigsten Fragen, die man einem Autor stellen kann xD )
Ich glaube den allerersten Gedanken zu Metamorphosis hatte ich gegen Ende 2018, aber richtig konkret wurde es dann August 2019. Mir kam eine bestimmte Szene in den Kopf, die ich leider hier noch nicht verraten kann, weil sie erst in einem späteren Buch auftaucht. Im Grunde dachte ich mir ab diesem Punkt, ich brauch ein Buch, das zu dieser Szene passt. Also habe ich ein Buch geschrieben, das in seiner nicht überarbeiteten Version schon an die tausend Seiten gehabt hätte, ab da war klar, dass Metamorphosis kein Einzelband werden kann. Übrigens Fun Fact: Der jetzige überarbeitete und fertige Band 1, macht nur ca. 60 Seiten des ursprünglichen Manuskripts aus. Es liegt demnach noch sehr viel vor mir!
Um was genau geht es in Metamorphosis?
Das ist tatsächlich eine Frage, mit der ich mich immer schwergetan habe. Im Grunde geht es um eine phantastische Welt, die einen Handlungsspielraum für ihre Charaktere bieten soll. Besonders die sieben Todsünden sind ein starkes Motiv in dieser Geschichte und das Alles durch die Augen eines 18jährigen Mädchens, das auch noch seine ganz eigenen Gefühle und Probleme hat. Deswegen zögere ich auch, Metamorphosis einem Thema zuzuordnen, weil ich mir hauptsächlich wünsche, dass meine Leser und Leserinnen in der Welt versinken. Durch Enids Perspektive und Kommentare wird es dann ein wenig wie betreutes Lesen, weil sie uns diese Welt aus ihrer Sicht erklärt und wir sie trotzdem selber erkunden können.
Ist das Buch dein erstes Buch? Ich habe munkeln hören, du hast schon einmal ein Buch veröffentlicht. Gibt es das noch zu kaufen?
Das stimmt! Meinen ersten längeren Roman habe ich mit 13 Jahren geschrieben und dieser ist sogar in einem lokalen Verlag erschienen. Leider ist dieser wegen Corona insolvent gegangen, weshalb es das Buch auch nicht mehr zu kaufen gibt. Mit 15 habe ich im SP dann noch einen Kurzroman herausgebracht, der von einer blinden Musikerin aus Japan und ihren Schwestern handelt. Danach habe ich noch drei weitere Bücher geschrieben u.a. eins auf Englisch, wovon jedoch keins bis zum heutigen Tage veröffentlicht wurde. Gerade deswegen betrachte ich Metamorphosis auch als meinen Debutroman, weil es das erste Buch ist, wo ich wirklich alles in der Hand habe und nicht meine Eltern für mich unterschreiben müssen.
Metamorphosis ist ja eher eine düstere Geschichte, vor allem, was die Geschichte der Morpher angeht. Was hat dich dazu inspiriert?
Ich habe mal irgendwo den Spruch gelesen „Was schlecht für Dein Herz ist, ist gut für Deine Kunst“ und jedenfalls was mich betrifft, trifft das absolut zu. Für mich ist es auf eine Art sehr therapeutisch, negative Erfahrungen oder Gefühle so zu verpacken, dass niemand weiß, was gemeint ist, aber trotzdem rüberkommt, welche Emotion ich in diesem Moment einfangen wollte. Ich bin einfach froh, wenn ich aus etwas, das mir im ersten Moment schlecht erscheint, etwas erschaffen kann, an dem sich andere Menschen erfreuen können.
Hat deine Hauptprotagonistin Enid viel von dir? Wie viel steckt generell von dir in deinen Charakteren?
Mein erster Impuls wäre zu sagen, dass ich ganz anders bin als Enid. Aber auf den zweiten Blick hat sie doch mehr von mir als ich zugeben will, vor allem teilen Enid und ich sehr viel in der Entwicklung, die wir beide durchgemacht haben. Im fertigen Buch ist das vermutlich nicht mehr so ersichtlich, aber in vorigen Entwürfen war Enid noch ganz anders und je mehr ich gelernt habe und gewachsen bin, desto mehr habe ich davon auch auf Enid übertragen, auch wenn wir vom Charakter her sehr verschieden sind und ich viele Entscheidungen anders treffen würde als Enid. Bei den anderen Charakteren ist das schon wieder leichter zu beantworten, es gibt eine einzige Person, die eine sehr ähnliche Vorgeschichte hat wie ich, doch die anderen lasse ich einfach machen, denn irgendwie setzen sich die meisten Charaktere ganz von selbst zusammen, wenn man sich nur genug mit ihnen befasst.
Verarbeitest du deine eigenen Erlebnisse in deinen Geschichten?
Ach man, hätte ich mal gewusst, dass die Frage auch noch kommt xD. Ein ganz klares Ja! Ich hatte sogar einmal die peinliche Situation in einer unglücklichen Beziehung, dass mein damaliger Freund, einen Comic (aus den frühen Stadien von Metamorphosis) bei mir gefunden hatte und sofort erkannte, dass es dabei um ihn ging. (Ich habe natürlich alles abgestritten.) Daher gibt es zu manchen Charakteren sogar auf die ein oder andere Weise ein real existierendes Äquivalent, aber selbst banale Sachen, die ich im Alltag erlebt habe, lassen sich in der Geschichte wiederfinden.
Und die umgekehrte Frage: Wie sehr hat dich deine Geschichte geprägt?
Dieses Buch ist zu 100% ich. Ich glaube, sobald man es gelesen hat, hat man einen ganz guten Eindruck von mir als Person. Obwohl ich wirklich sagen muss, dass es mich manchmal auch ziemlich in den Wahnsinn getrieben hat und ich an einigen Stellen auch wirklich daran gezweifelt habe, ob ich dieses Buch jemals beenden, geschweige denn, veröffentlichen werde. Aber jetzt, wo ich das „hinter mir“ hab, gibt es mir so viel zurück, weil es mir nicht nur abstrakt, sondern auch auf eine ganz greifbare Weise zeigt: „Hey, egal an was Du gerade wieder in deinem Leben arbeitest, Du kannst es schaffen“. Außerdem war die Geschichte, ganz banal gesagt, der Grund, warum ich nicht vollkommen am Rad gedreht habe als mein Studium mich für einige Zeit recht unglücklich gemacht hat.
Wieso hast du dich für Selfpublishing entschieden? Würdest du überhaupt zu einem Verlag gehen wollen?
Metamorphosis wurde tatsächlich (vor der Überarbeitung) von einem Verlag abgelehnt und mit einem anderen bin ich mir nicht einig geworden, was wir uns für das Buch vorstellen. Das hat in mir dann den Ehrgeiz geweckt, aus dieser Geschichte wirklich „mein“ Buch zu machen. Ich wollte alles selber entscheiden, in meinem eigenen Tempo, mit meinen eigenen Fehlern und mit den Menschen, die ich mir aussuche. Im Nachhinein gesagt, war das genau das, was das Buch gebraucht hat. Ich kann mir allerdings vorstellen, Metamorphosis irgendwann nochmal einem Verlag vorzustellen, da das Buch keine ISBN-Nummer hat und auch nur über mich und keine Drittanbieter vertrieben wird, gibt es diesbezüglich mit den Rechten auch keine Schwierigkeiten. Aber wann und ob das passiert, steht noch in den Sternen.
Wie ist es, zusätzlich zu so einem aufwendigen Studium auch noch einen Mehrteiler zu schreiben?
Furchtbar, ganz ehrlich xD. Spaß beiseite, es ist im besten Sinne anspruchsvoll, vor allem was die Disziplin angeht, weil ich mich in beiden Bereichen voll reinhängen muss, damit das funktioniert. Wegen der „Home Uni“, fällt es mir auch ziemlich schwer, meine zwei „Arbeitsplätze“ konkret voneinander zu trennen, aber irgendwie hat es bis jetzt geklappt, weil ich mir in beiden Fällen immer wieder sage, dass ich zu weit gekommen bin, um jetzt aufzugeben.
Gab es Momente, in denen du am liebsten einfach aufgegeben hättest? Und was oder wer hat dafür gesorgt, dass es nicht dazu gekommen ist?
Tausende. Man sieht wortwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, bei einem so aufwendigen Projekt. Dann fängt man an, sich mit anderen zu vergleichen und denkt sich, dass die doch eh viel bessere Ideen haben als man selbst. Auch schlimm ist es, wenn man dieselbe Stelle immer und immer wieder liest und genau weiß, dass einen irgendetwas daran stört, aber man nicht genau sagen kann, was es ist. Wenn man dann über das Selbstmitleid hinweg ist, möchte man am liebsten das gesamte Buch verbrennen und etwas komplett anderes machen. In solchen Momenten hilft es mir persönlich immer, etwas Abstand zu meinem Buch zu gewinnen. Um ein altes Lied zu zitieren „it feels like I am just too close to love you“, das beschreibt die Beziehung zwischen mir und meinem Manuskript sehr gut. (Ich unterschlage an dieser Stelle natürlich bewusst die tausend Nachrichten, die ich immer schreibe, wenn ich Selbstzweifel habe, damit mir von allen Seiten versichert wird, dass ich mal wieder nur rumspinne.)
Würdest du sagen, dass Enid eine sehr starke Charakterentwicklung macht im Laufe der Geschichte?
Auf jeden Fall. Ich kann leider nichts Genaueres verraten. Aber ich muss sagen, ich bin stolz auf Enid. Heruntergebrochen ist sie ja auch nur eine junge Frau, die in den Umständen, in denen sie sich befindet, erwachsen wird, sich ihre Meinung bildet und für sich selbst einsteht. Zu sehen, wie sie Fehler macht und daraus lernt ist für mich eines der schönsten Dinge, weil sie sich so mehr und mehr ihre eigene Identität aufbaut. Meine Testleserinnen waren tatsächlich gespaltener Meinung über sie, weil Enid so „normal“ ist. Aber genau das liebe ich an ihr, sie ist ein Mädchen, das jeder von uns kennen könnte.
Warum ist Arthur so ein Schlappschwanz? xDDD (sorry, aber ich kann ihn echt nicht leiden 😀 )
Da musst Du den Typen fragen, der ihm mehr oder weniger bewusst als Vorlage diente. Ich nenne an dieser Stelle mal keine Namen, ich möchte nämlich nicht verklagt werden xD.
Gibt es bestimmte Themen, die dir in deinem Buch besonders wichtig sind und auf die du aufmerksam machen möchtest?
Es ist kein Thema, mehr eine Message, und zwar: Nehmt euch selber nicht zu ernst. Ich hatte teilweise so viel Spaß bestimmte Passagen zu schreiben, weil ich das Gefühl hatte, das Buch möchte sich an diesen Stellen selber parodieren, was zu echt witzigen Dialogen geführt hat. Ich möchte mit dem Buch unterhalten, ich habe nicht die Absicht, tiefschürfende gesellschaftliche Probleme zu lösen oder ein politisches Statement zu setzen. Es gibt keine versteckte Bedeutung oder unterschwellige Nachricht. Ich bin einfach nur ein Mensch, der ein Buch geschrieben hat, weil ich gerne Geschichten erzähle und ich wünsche mir nur, dass ihr euch die Zeit nehmt, euch diese Geschichte anzuhören.
Und zu guter Letzt: Was würdest du deinen Lesern gern mit auf den Weg geben?
Mich hat sehr lange der Gedanke verrückt gemacht, dass es bestimmt Menschen geben wird, die mein Buch nicht mögen, dass ich schlechte Rezensionen bekomme etc. Ja, das wird passieren, das kann ich nicht verhindern, aber ich habe mein ganzes Herz in dieses Buch gesteckt und ich möchte mich auf die Menschen fokussieren, die sich an Metamorphosis erfreuen können. Also wenn ihr kritisiert ist das überhaupt nicht schlimm, aber denkt daran, dass hinter diesem Buch auch ein Mensch mit Gefühlen steht. Send love not hate.
Vielen Dank, dass wir dieses Interview führen konnten! Ich hoffe, du hattest beim beantworten der Fragen genauso viel Spaß wie ich beim stellen
(Ich habe hier gerade mehr Spaß als es für fünf Uhr morgens möglich sein dürfte xD)
Lena findet ihr unter @princess.jura auf Instagram
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