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Jones, Kimberly & Segal, Gilly – Als die Stadt in Flammen stand

21. Oktober 2021

Allgemeines

Titel: Als die Stadt in Flammen stand
Verlag: cbt
Autor*in: Kimberly Jones, Gilly Segal
Meine Genre-Einordnung: Roman, Aktuell
Seitenzahl: 272 Seiten
Kapitel:
Perspektive: Ich-Erzähler aus Lenas und Campbells Sicht
ISBN: 978-3-570-31463-0
Preis: 10,00€ (TB)

Allgemeine Meinung

Herzensbuch

Danke an den cbt Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!

 

Rezension

Fangen wir mit was leichtem an, nämlich dem Klappentext. Vielleicht weiß ich meine Gedanken in Worte zu fassen, wenn ich ihn eingeblendet habe:

Lena hat Stil, einen coolen Freund und einen Plan. Campbell dagegen will einfach nur das Jahr an der neuen Schule schaffen. Als die Mädchen ein Footballmatch besuchen, geraten sie plötzlich in eine Masseneskalation. Eine Eskalation, die von Hass und Gewalt getragen ist und bei der sich beide unverhofft Seite an Seite wiederfinden. Lena und Campbell sind nicht befreundet. Doch das ist unwichtig, wenn die Stadt in Flammen steht und man aufeinander angewiesen ist, will man die Nacht überleben …

“Ein aufwühlender und hochaktueller Roman von Autorenduo Kimberly Jones und Gilly Segal, der ein Schlaglicht wirft auf Rassismus und ethnische Beziehungen.”

Damit hat dieser Untertitel mehr als nur Recht. Dieses Buch macht auf eindrucksvolle Weise deutlich, wie schwerwiegend die Reaktion auf Rassismus sein kann und wie verzweifelt Menschen dagegen vorgehen müssen, um wenigstens etwas Gehör zu finden.

Themen wie Polizeigewalt, Armut und Black Lives Matter finden hier großes Gehör und werden auf eindrucksvolle Weise geschildert.

Rassismus exisitiert an jeder Ecke auf der Welt. Da braucht man sich nichts vormachen. Und wer sich da etwas vormacht, der ist blind für das Geschehen und die Belange anderer Menschen. Das zeigt dieses Buch mehr als deutlich. Aktueller geht es meiner Meinung nach nicht.

Durch die beiden Protagonistinnen werden Vorurteile beleuchtet und Reaktionen aufgezeigt, die viele weiße Menschen haben, wenn schwarze Menschen sie auf ihre Privilegien aufmerksam machen. Unverständnis. Unglaube. Empörung. Wut. Diese ersten Reaktionen kennt wahrscheinlich jeder mit weißem Teint. So hat Campbell auch erst reagiert. Dennoch zeigt auch Lena, dass sie nicht vorurteilsfrei ist. Das finde ich wichtig zu erwähnen, denn sie bezeichnet Campbell mehrmals als reich. Reich an Privilegien vielleicht, ja. Aber nicht materiell reich. Man sollte nicht über Menschen urteilen, die man nicht kennt, ihnen vorwerfen, reich und weiß und privilegiert zu sein, wenn man die Verhältnisse nicht kennt. Genauso wenig sollten weiße Menschen mit Wut und Empörung darauf reagieren, wenn man ihnen aufzeigt, was für Privilegien sie haben. Wir haben. Ich bin ja auch weiß. Das Buch hat mich sehr zum Nachdenken angeregt, noch mehr, als ich mir sowieso schon Gedanken um das Thema Rassismus mache. Es ist nämlich der Alltagsrassismus, der alles so schlimm macht. Der Menschen in die Verzweiflung treibt.

Wenn ein Kind sagt, gib mir mal die Hautfarbe, wird es zu 100% Wahrscheinlichkeit einen hellrosa Stift erhalten, der das weiß der “normalen” Hautfarbe imitieren soll. Damit wird schon im Kindesalter beigebracht, dass andere Hautfarben unnormal sind und (vielleicht auch unwissend) zum Alltagsrassismus beigetragen.

Was passiert, wenn die Menschen die Schnauze voll haben, zeigt dieses Buch. Zunächst friedliche Demonstationen. Doch die bringen selten was. Man findet kein Gehör, wenn man sanft und leise auf die Straße geht, vielleicht ein paar Schilder hochhebt. Dann ein langsames aufbauschen. Die Situation eskaliert langsam. Doch anstatt den Menschen jetzt Gehör zu schenken, wird auf sie eingeprügelt, sie sollen klein gehalten werden. Sie fangen an zu plündern, zu brandschatzen. Um ihre Meinung zu sagen. Weil sie es nicht anders können. Und dennoch wird man wieder nur klein gehalten. Anstatt zuzuhören, wird die Polizeit alarmiert, die mit Gewalt auf die Demonstranten losgeht. Die Situation gerät außer Kontrolle, Menschen sterben, Autos brennen, Schüsse fallen, keiner nimmt mehr Rücksicht auf den anderen.

Wie schnell so eine Situation eskalieren kann, zeigen die beiden Autorinnen sehr eindrucksvoll und nachdrücklich. Deshalb finde ich dieses Buch so wichtig zu lesen. Gerade weiße Menschen können hier sehr gut sehen, wie wichtig es ist, anderen Menschen Gehör zu schenken und toleranter zu sein. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, wieso man da überhaupt ein Theater draus macht. Für mich ist Mensch Mensch, egal ob mit Kopftuch oder ohne, weiß oder schwarz, jüdisch oder islamisch und was weiß ich noch alles. Und deshalb ist es umso wichtiger, das Menschen, die meine Meinung teilen, immer wieder auf das Problem aufmerksam machen, darüber reden und für die Rechte weniger privilegierter Menschen kämpfen.

Lest dieses Buch. Das ist schonmal ein guter Anfang. Es verdeutlicht die Probleme sehr gut, sehr authentisch und mit sehr spannenden Charakteren. Mit einem guten Spannungsbogen und interessanten Entwicklungen der Charaktere. Doch nicht nur die Themen, die angesprochen werden sind wichtig und gut zum Ausdruck gebracht, auch das Buch ist sehr gut. Mit einem soliden Schreibstil und jeder Menge sehr einprägender Beschreibungen vermittelt es den Eindruck eines Sachbuches in Romanform. Ist dabei jedoch keineswegs trocken, sondern von Seite 1 an bis zum Schluss spannend. Es hielt mich sehr in Atem und ich habe es an einem Abend durchgelesen.

Ganz klar ein wichtiges Herzensbuch, das ich jedem ans Herz legen möchte.

Wenn ihr mögt, gelangt ihr hier zu einer Leseprobe:

Leseprobe “Als die Stadt in Flammen stand”

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